Filmförderung Mecklenburg-Vorpommern vor dem Aus?

Die Kulturelle Filmförderung des Landes Mecklenburg-Vorpommern, seit 14 Jahren in MV ohne Unterbrechung existent, steht vor dem Aus.

Erstmalig in ihrer Geschichte werden aufgrund der unklaren Haushaltssituation im kommenden Monat die Mitarbeiterinnen entlassen und die Filmförderung in ihrer bisherigen Form eingestellt.

Neben der Kulturellen Filmförderung, dem Herzstück des Landesfilmzentrums und hier auch für Nachwuchsförderung oder z.B. die bundesweite Dokfilmwerkstatt Drehort OstWestDeutschland zuständig, stehen aber auch die Projekte Autoren- und Drehbuchwerkstatt, das Landesfilmarchiv, das LocationBüro und das ForumKino, um wesentliche Säulen zu benennen, vor der Schließung.

Das Landesfilmzentrum, als Geschäftsstelle 2004 bereits mit 380.000 Euro gefördert, hat nach anfänglichen positiven Signalen des Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur die obigen Projekte bereits begonnen bzw. weitergeführt. Nun zeichnet sich jedoch ab, dass keine weiteren Projekte des Landesfilmzentrums gefördert werden. Das bringt auch unseren Standort Wismar in Gefahr, denn die Vorleistungen können unter diesen Umständen nicht aufgefangen werden. Dazu kommen arbeitsrechtliche Konsequenzen, die es nicht ohne weiteres ermöglichen sich von langjährigen Mitarbeitern zu trennen. Die Wahrscheinlichkeit einer Schließung des Landesfilmzentrums ist somit immens hoch.

Wir sind uns der problematischen Situation des Landes Mecklenburg-Vorpommern sehr bewusst und bitten dennoch, sich für den Erhalt der Filmförderung und des Landesfilmzentrums einzusetzen. In diesem Zusammenhang möchten wir auch an den im Koalitionsvertrag artikulierten politischen Willen erinnern, das Filmland MV zu stärken und auszubauen. Nicht zuletzt aus dieser Motivation heraus ist dem Mecklenburg-Vorpommern Film e.V. das Areal in der Hansestadt Wismar übereignet worden, das mit einem erheblichen Mittelaufwand des Bundes und des Landes saniert und ausgebaut worden ist. Leider ist bisher auf Konzepte und Vorschläge zu einer Neustrukturierung des Drehstandortes nicht nachhaltig reagiert worden.

Die sich derzeit abzeichnende Entwicklung gibt allen Anlass zur Besorgnis, denn nicht zuletzt ist die Filmförderung eine unverzichtbare Facette der Gesamtkultur des Landes, die mit ihren Filmen und ihrem kulturell orientiertem Abspiel flächendeckend in MV wirksam war und ist.

Auf der Homepage der Kulturellen Filmförderung MV ist eine „Petition zum Erhalt der Kulturellen Filmförderung“ abrufbar. Bitte schließen Sie sich unserer Petition zum Erhalt der Kulturellen Filmförderung und weiterer Projekte des Filmvereins MV an und mailen oder faxen Sie uns dieses mit Ihrer Unterschrift. Fax: 03841-618209, E-Mail: filmfoerderung@film-mv.de.

(nach einer Pressemitteilung der Kulturellen Filmförderung MV)

Inzwischen hat sich Bernd-Günther Nahm, Geschäftsführer der Kulturellen Filmförderung S.-H. e.V., in einem Offenen Brief gegen das drohende Aus für die Kulturelle Filmförderung MV gewandt. Den Offenen Brief dokumentieren wir im folgenden:


Offener Brief zur Situation der Kulturellen Filmförderung Mecklenburg-Vorpommern

Sehr geehrter Herr Minister Dr. Metelmann,

mit Bestürzung und Unverständnis habe ich die Pressemeldungen zu den beabsichtigten Kürzungen für die Filmförderung und das Landesfilmzentrum in Wismar zur Kenntnis genommen.

Als Gründungsmitglied und Unterstützer des Filmvereins, seinerzeit noch in Schwerin, und als langjähriger Kooperationspartner in Schleswig-Holstein sehe ich eine fast fünfzehnjährige kontinuierliche Aufbauarbeit in Frage gestellt.

Geradezu beispielhaft ist es den Wismarer Kolleginnen und Kollegen gelungen, in einer ehemaligen Filmproduktionswüste durch Konzentration auf die notwendige Basisarbeit und die Spitzenförderung das Land wieder in die Filmwelt zurück zu führen. Seit vielen Jahren fördern in diesem gemeinsamen Bestreben die Kulturellen Filmförderungen von Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Hessen und Bremen im Verbund anspruchsvolle Filmproduktionen und dies mit wachsendem internationalen Erfolg.

Das Filmfest Schleswig-Holstein Augenweide in Kiel und die Dokfilmwerkstatt Drehort OstWestDeutschland in Wismar haben davon wiederholt sichtbares Zeugnis ablegen können.

Vor fünfzehn Jahren standen die Filmschaffenden in Mecklenburg-Vorpommern schon einmal vor dem Nichts; sollten die angedachten Maßnahmen umgesetzt werden, wird dieser Albtraum wieder Realität werden, allerdings ohne jede Chance, sich in der schnelllebigen Medienentwicklung noch einmal davon zu erholen.

Ich bin sicher, die aktuelle Gefährdung für die notwendige kulturelle Grundversorgung im Bereich Film und Medien in Ihrem Land ist Ihnen bewusst und wird Ihnen Wege aufzeigen, diesen gesellschaftsbestimmenden Kulturbereich angemessen und zukunftssicher zu fördern.

Sehr geehrter Herr Minister Dr. Metelmann, bitte erhalten Sie die kulturelle Vielfalt als notwendiges Korrektiv gegen die übermächtige, nur an kommerziellen Zielsetzungen orientierte, immer stärker bestimmende Hollywood-Kultur in Film und Medien. Von der wichtigen Brückenfunktion Mecklenburg-Vorpommerns, in den ersten Tagen des Europas der 25, von der besonderen Aufgabe der unabhängigen Medien in diesem Prozess, will ich gar nicht reden.

Ich würde mich auch gern persönlich in Mecklenburg-Vorpommern für diese Aufgabe einsetzen und stehe für jede Unterstützung zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Bernd-Günther Nahm

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