Highlights im Juni und Juli im Kieler KoKi

Film des Monats: Die Spielwütigen

Andres Veiel. D 2003. 108 Min. Mit Prodomos Antoniadis, Const. Becker, Karina Plachetka, Steph. Stremler

Kann man Euphorie bebildern? Wie sehen Momente aus, in denen die ganze Last von Wochen und Monaten von einem abfällt oder aber sich erneut zu schier unüberwindlichen Gebirgen aufrichtet? Andres Veiel fängt in seiner überwältigenden Langzeitdokumentation über vier Schauspielschüler solche Momente ein. Seine Protagonisten sind wahrhaft besessen von der Idee, den Schauspielberuf zu ergreifen. Jede Sequenz zeugt von der Überwindung und den Anstrengungen, denen die jungen Menschen ausgesetzt sind - sei es, dass sie unter den ratlosen Blicken ihrer Eltern im heimischen Wohnzimmer ihre Rollen für die Aufnahmeprüfungen vorsprechen, dass unbarmherzige Kritik ihrer Lehrer auf sie niedergeht oder dass sie schließlich Angebote entlegener Provinzbühnen ausschlagen, weil der Weg sie doch nach New York führen sollte. Veiel fand seine Darsteller unter vielen Schauspielanwärtern, drehte endloses Material parallel, bis sich die endgültige Vierergrupperherauskristallisierte. Und diese Auswahl ist ein Glücksfall: Unter den vielen Namenlosen auf dem mühsamen Weg zum Dasein als Star hat er solche gefunden, die es mit ihrem Humor, ihrer Hingabe und ihrer ergreifenden Offenheit schon sind.
3. - 6.6., 18.30; 7. - 9.6., 20.30

Ja, dann gute Reise ...

Elisabeth Saggau und Ulrich Selle. D 2003. 38 Min.

„Wir sind keine Killer, wir sind keine Mafia“ - den Abschiebehäftlingen in Rendsburg ist nicht zu erklären, warum sie hinter Gittern und Stacheldraht sitzen. Seit Januar 2003 hat Schleswig-Holstein ein eigenes Abschiebegefängnis. Die Mehrzahl der Insassen wird nach einem gescheiterten Asylverfahren auf Antrag der zuständigen Ausländerbehörde inhaftiert, aber auch viele MigrantInnen, die ohne gültige Papiere in Schleswig-Holstein und an seinen Grenzen aufgegriffen werden, sitzen in Rendsburg ein. Hinter Gittern und Stacheldraht warten sie auf die Abschiebung in ihr Herkunftsland oder in ein so genanntes „sicheres Drittland“. Ihr Verbrechen ist, keine Papiere oder kein Aufenthaltsrecht zu haben. Die Landesregierung behauptet, mit dem neuen Gefängnis und der Ausgestaltung der Haft die Abschiebungshaft zu humanisieren. KritikerInnen sehen eine Ausweitung des Abschiebebetriebes und damit eine zunehmende Kriminalisierung von MigrantInnen.

Im Anschluss an den Film findet eine Diskussion über die Abschiebepraxis in S.-H., aktuelle Tendenzen der Migrationspolitik und der europäischen „Asylharmonisierung“ statt. Podium: Arno Köppen, Flüchtlingsrat S.-H.; Astrid Willer, Moderation; Dominik Mair, Netzwerk Asyl RD. Eine Veranstaltung des KoKi mit Avanti, Projekt undogmatische Linke - Kiel, Rote Hilfe Ortsgruppe Kiel, Gesellschaft für politische Bildung - Kiel.
1.6., 19.30

Reihe: Globalisierung - Wohlstand für die Welt?

Wasser, Macht, Geld!

Michael Schomers. D 2003. 45 Min.

Wasser ist zu einem der gewinnträchtigsten Rohstoffe geworden. Strom und Gas sind weitgehend verteilt, nun liefern sich multinationale Konzerne einen Kampf um den weltweiten Markt auf dem Wassersektor. Dieser wird nach Expertenmeinung von heute 90 Mrd. Euro auf 450 Mrd. im Jahr 2010 anwachsen. Ende der 80er Jahre wurden in England die ersten 3.500 Wasserversorger privatisiert. Sechs Jahre später stellten Studien der Universitäten in Manchester und Greenwich fest: die Verbraucherpreise sind um 50% gestiegen, die Direktorengehälter ebenfalls, der Börsenwert der Wasserbetriebe verdreifachte sich. Auch in der BRD wird bereits die Wasserversorgung privatisiert. Der Film von M. Schomers hinterfragt die Argumente für die Privatisierungen und vergleicht sie mit den bisherigen Ergebnissen. Gerade finanzschwache Kommunen scheinen froh zu sein, diese „Last“ los zu werden. In der anschließenden Diskussion werden Manuel Mertes (BV ver.di Kiel-Plön u. Arbeitnehmervertreter Stadtwerke Kiel), ein Mitglied von attac-Kiel und ein Vertreter des Wirtschaftsausschusses der LH Kiel (angefragt) ihre Meinung zur Privatisierung des Wassers in Kiel darlegen. Die Sicherung des für alle Menschen notwendigen Gutes Wasser als Teil der kommunalen Daseinsvorsorge wird ein weiteres Diskussionsthema sein.
17.6., 20.00

Reihe: Antikriegsfilm

(Mit Institut f. Neuere dt. Literatur u. Medien der CAU)

Westfront 1918

Georg Wilhelm Pabst. D 1930. 97 Min. Mit Fritz Kampers, Gustav Diessl

1918 in Frankreich. Die streitenden Mächte werfen ihre allerletzten Reserven in die Schlacht. So treffen der Bayer, Karl, der Student und der Leutnant aufeinander. In ihrem Quartier auf einem Bauernhof erleben sie ein wenig Ruhe, bevor sie wieder in die Gemetzel in den Schützengräben entsandt werden. Als Karl für ein paar Tage nach Hause darf, erwischt er seine Frau in den Armen eines anderen. Desillusioniert und nur halb versöhnt kehrt er an die Front zurück. Der nächste Angriff steht bevor und wird wieder ungezählte Leben kosten ... „Neben allem was ich in diesem Winter sah, ging ein Tonfilm dieser Tage mir am tiefsten: weil er das Gesicht des Krieges für Nichtteilnehmer am rüdesten entblößt. Der Eindruck übertäubt Wochen.” (Aus einer zeitgenössischen Kritik von Alfred Kerr)
29.6., 20.30

VideoCulture - Video und interkulturelle Kommunikation

In Zusammenarbeit mit dem Verein „Freunde des KoKi e.V.“ und dem Seminar für Orientalistik, Sinologie der CAU berichtet Prof. Dr. Horst Niesyto (Medienpädagoge, FH Ludwigsburg) mit Filmbeispielen von dem gleichnamigen, von der DFG geförderten Projekt, bei dem Jugendliche verschiedener soziokultureller Milieus aus Deutschland, England, Tschechien, Ungarn und den USA mit Videoausrüstung ausgestattet wurden. Aufgabe war es, ihre Gefühle, Erfahrungen und Phantasien zu Rahmenthemen wie „Jung sein“ und „Gegensätze ziehen sich an“ mit Bildern und Musik/Tönen auszudrücken, möglichst ohne wortsprachliche Anteile. Nach Fertigstellung wurden die Videofilme ausgetauscht und - auch mit nicht beteiligten Jugendlichen - ausgewertet. Im Anschluss Nachgespräch und Imbiss.
2.7.

Zur Ausstellung „Art Fashion“ im Kieler Stadtmuseum

Moulin Rouge

Baz Luhrmann. USA 2000. 126 Min. OmU. Mit Nicole Kidman, Ewan McGregor

Das Mouling Rouge im Paris des Jahres 1899 - an welchem Ort der Welt könnten Bühne und Wirklichkeit, Illusion und Wahrhaftigkeit, Liebe und Hass, Zuversicht und Verzweiflung eine intensivere Vermischung eingehen? Baz Luhrmann entführt uns in seiner oscar-prämierten Tour de Force in eine farbenüberbordende Welt zwischen fin de siècle und Popmusik, in der Sängerin Satine sich zwischen einem Dichter und einem reichen Bürger entscheiden muss.
4.7.


Hinweis: Während der Kieler Woche vom 18. bis 26. Juni zeigt das KoKi keine Vorstellungen.

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