Preisträger der 50. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen

Preise des Internationalen Wettbewerbs

Mitglieder der Internationalen Jury: Robert Cahen (Frankreich), Piotr Krajewski (Polen), Catrin Lundqvist (Schweden), Jayne Parker (Großbritannien), Abraham Ravett (USA).


Großer Preis der Stadt Oberhausen, ex aequo
dotiert mit je 3.750 Euro

Od - El camino
Martin Mejía, Kolumbien 2003, 36 min, DV/NTSC, Farbe
Begründung: Die Fähigkeit des Filmemachers, uns in eine Welt eintauchen zu lassen, in der Träume und Realität sich vermischen, hat uns berührt. Die bemerkenswerte Kameraarbeit und die karge akustische Landschaft wirken wunderbar zusammen und lassen die Anfänge einer eigenen ästhetischen Sensibilität erkennen.

La Tresse de ma mère
Iris Sara Schiller, Frankreich 2003, 13 min, DVCAM/PAL, Farbe
Begründung: Mit Hilfe einer performativen Exposition verwebt Iris Sara Schiller Geste und Pose, Wortspiele und klare kulturelle Referenzen in einer reichen Arbeit voller Bedeutung miteinander. „La Tresse de ma mère“ vermittelt sowohl direkt als auch symbolisch die Komplexität einer Mutter-Tochter-Beziehung. Die Arbeit hinterließ einen dauerhaften Eindruck bei uns.


Zwei Hauptpreise
dotiert mit jeweils 3.500 Euro

WASP
Andrea Arnold, Großbritannien 2003, 23 min, 35 mm, Farbe
Begründung: „WASP“ ist eine fesselnde Geschichte, die gut gemacht, intelligent inszeniert und überzeugend gespielt ist. Es ist eine altbekannte Geschichte mit Tiefgang. Besonders beeindruckt haben uns der Naturalismus der Schauspielerleistung und die Energie des Films.

Fabulous Creatures
Eunjung Hwang, USA 2003, 11,30 min, DVCAM, Farbe
Begründung: Die Internationale Jury war beeindruckt vom erfindungsreichen Einsatz von Computerspielstrategien, um die Komplexität eines Zustands der Reizbarkeit zu zeigen. Fantasiereich, witzig und verstörend ist „Fabulous Creatures“ ein Signal für das Wirken eines begabten visuellen Künstlers.


Arte-Preis für einen europäischen Kurzfilm
dotiert mit Euro 2.500

1.35
Milan Balog, Slowakische Republik, 8 min, Beta SP/PAL, s/w
Begründung: Die Internationale Jury war tief berührt von der Fähigkeit des Filmemachers, die Auswirkungen politischer Faktoren auf das Privatleben zu zeigen. „1.35“ bewegt sich spielerisch und humorvoll, hartnäckig und entschlossen durch Schichten historischer Dimensionen.


Lobende Erwähnungen der Internationalen Jury

Acerca de la vida
Ignacio Ceruti, Kuba 2003, 11 min, DV/NTSC, Farbe
Begründung: Die Internationale Jury sah in „Acerca de la vida“ eine tief berührende Dokumentation. Sparsam und zielbewusst nutzt Ignacio Ceruti das Mittel der Beobachtung, um uns mit fundamentalen Fragen über Leben und Tod zu konfrontieren.

Three Poems by Spoon Jackson
Michel Wenzer, Schweden 2003, 14 min, 35 mm, Farbe
Begründung: Die Internationale Jury war beeindruckt von diesem vielschichtigen und poetischen Film, der die politischen und sozialen Anliegen des Filmemachers vermittelt.


Preis der Jury des Ministeriums für Städtebau und Wohnen, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen
dotiert mit 10.000 Euro

Mitglieder der Jury: Theda Kluth (Düsseldorf), Ronald Herzog (Bielefeld), Christiane Heuwinkel (Bielefeld), Susanne Reck (Berlin), Barbara Schweizerhof (Berlin)

WASP
Andrea Arnold, Großbritannien 2003, 23 min, 35 mm, Farbe
Begründung: In einer heruntergekommenen englischen Vorortsiedlung schlägt sich eine sehr junge allein erziehende Mutter mit ihren vier Kindern durch. Als sie ihren alten Jugendschwarm David wieder trifft, verleugnet sie ihre Kinder und lässt sie für ihr Date einfach auf der Straße stehen. Hin- und hergerissen zwischen mütterlicher Verantwortung und Sehnsucht nach Vergnügen und erotischen Abenteuern bringt sie ihre Kinder in Gefahr. Die subtile Figurenzeichnung löst beim Betrachter widersprüchliche Gefühle aus. Statt eines sentimentalen Einverständnisses mit der Protagonistin gelingt der Regisseurin und Autorin Andrea Arnold durch hervorragende Schauspielerführung ein vielschichtiges Alltagsdrama. Temporeich und pointiert erzählt steht der Kurzfilm mit seiner dichten Milieuschilderung in der besten Tradition des New British Cinema.


Lobende Erwähnung der Jury des Ministeriums für Städtebau und Wohnen, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen

Grand Littoral
Valérie Jouve, Frankreich 2003, 20 min, 35 mm, Farbe
Begründung: Eine lobende Erwähnung spricht die Jury des Ministeriums für Städtebau und Wohnen, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen dem Film „Grand Littoral“ aus. Mit geradezu unbarmherziger Konsequenz zeigt die Regisseurin Valérie Jouve die Unwirtlichkeit der Städte - hier am Beispiel der Umgehungsstraßen von Marseille. Ihr Blick richtet sich auf Unorte, Schutthalden, Einkaufszentren und überwachsene Betonwüsten, zeigt eine Natur aus zweiter Hand, in die der Mensch sich einfügt, einpasst und - überlebt.


Preis der FIPRESCI (Jury der Internationalen Filmkritik)
dotiert mit 1.500 Euro von den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen

Mitglieder der Jury: Laurence Boyce (Großbritannien), Rolf-Rüdiger Hamacher (Deutschland), Miroslaw Przylipiak (Polen)

Super Documentary: Zeneisenjutsu
Kanai Katsu, Japan 2003, 38,30 min, DVCAM/NTSC, Farbe
Begründung: Der Preis der FIPRESCI-Jury der 50. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen geht an einen Film, der Wärme und Originalität ausstrahlt, verbunden mit einer humanistischen Botschaft und einem selbstironischen Ton. Unprätentiös gefilmt, zeichnet die Arbeit auch ein Portrait des Filmemachers. Der Preis geht an „Super Documentary: Zeneisenjutsu“.


Preis der Ökumenischen Jury,
dotiert mit 1.500 Euro

Mitglieder der Jury: Alexander Deeg (Erlangen), Ylva Liljeholm (Örebrö), Wolfgang Luley (Frankfurt/Main), Eberhard Streier (Essen), Peter Weskamp (Zürich)

Britanya
Marjoleine Boonstra, Niederlande 2003, 35 min, Beta SP/PAL, Farbe
Begründung: Dieses Video ragt aus den zahlreichen Filmen zum Thema Migration deutlich heraus. Zurückhaltend und sensibel gibt er Menschen, die nur ihre Hoffnung haben, Gesichter und Würde, Raum und Zeit. Bemerkenswert sind seine herausfordernde Filmsprache, seine ruhigen Einstellungen und seine beeindruckende Symbolik.


Lobende Erwähnungen der Ökumenischen Jury

Les Tartines
Anthony Vouardoux/Tania Zambrano-Ovalle, Schweiz 2003, 4 min, 35 mm, Farbe
Begründung: Frisch und leicht, originell, humorvoll und hintergründig spielt „Les Tartines“ mit der Bedeutung von Liebe, Sexualität, Essen und Sprache.

WASP
Andrea Arnold, Großbritannien 2003, 23 min, 35 mm, Farbe
Begründung: Armut, Muttersein, Hoffnung auf ein besseres Leben, darum geht es in „WASP“. Humorvoll und spannend zugleich gestaltet der Film diese brisanten Themen. Im Dogma-Stil gedreht lebt „WASP“ von seinen hervorragenden schauspielerischen Leistungen, dem fesselnden Soundtrack und seiner überzeugenden Dramaturgie.


Preis der Kinojury
verbunden mit einer Ankaufsoption durch die KurzFilmAgentur Hamburg für die prämierte Arbeit

Mitglieder der Jury: Victor Ferine (Bonn), Elke Rickert (Lüneburg), Hélène Ségol (Paris)

Two Cars, One Night
Taika Waititi, Neuseeland 2003, 11 min, 35 mm, s/w
Begründung: Die Kinojury hat sich für den Film „Two Cars, One Night“ entschieden, weil er sich gut für den Einsatz im Kino eignet. Der Film erzählt eine Geschichte, indem er sich auf das Wesentliche beschränkt. Er setzt Effekte sehr sparsam ein und nur, um damit die Kinder und die eigentliche Handlung in den Vordergrund zu stellen. Dem Regisseur ist es gelungen, sich in Kinder und deren Fantasien zu versetzen und diese mit viel Sympathie zu zeigen.


Preis der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen, ex aequo
dotiert mit je 250 Euro

Die Kurzfilmtage würdigen ihrer Aufmerksamkeit für gesellschaftliche Fragen wegen die beiden folgenden Videos:

The Epilogue
William Owusu, Kenia 2003, 6 min, DVCAM, Farbe

Habana Holiday (Yo soy malo)
Chris Maher, USA 2003, 5 min, DVCAM, Farbe


Preise des Deutschen Wettbewerbs

Mitglieder der Jury des Deutschen Wettbewerbs: Catherine Ann Berger (Zürich), Helmut Herbst (Brombachtal-Birkert), Ulrich Köhler (Berlin)


Preis für den besten Beitrag des Deutschen Wettbewerbs
dotiert mit 5.000 Euro, gestiftet von der Industrie- und Handelskammer zu Essen

Living A Beautiful Life
Corinna Schnitt, Deutschland 2003, 13 min, Beta SP/PAL, Farbe
Begründung: Der Preis geht an eine makellose Komposition für das Versprechen eines makellosen Lebens. Die Filmemacherin beginnt ihren Film mit einer Paradies-Sequenz aus einem alten DEFA-Film. Das macht das sanfte Gift der nachfolgenden Szenen noch wirksamer. Die Sätze der beiden Protagonisten hallen lange nach als bitterböse Phrasen unserer westlichen Sättigungszone. In der Präzision von Casting, Setting und Requisite sowie in Cadrage und Montage wird die Handschrift einer eigensinnigen Filmautorin lesbar.


3sat-Förderpreis, ex aequo
dotiert mit jeweils 1.250 Euro, für einen Beitrag, der sich durch eine neue Sichtweise auszeichnet. Der Preis umfasst darüber hinaus das Angebot, den ausgezeichneten Beitrag zu erwerben und im 3sat-Programm zu präsentieren.

Krankenhaus
Micah Magee, Deutschland 2003, 3 min, Beta SP/PAL, Farbe
Begründung: Das Video ist ein fragiles, beklemmend aufrichtiges Tagebuchblatt. Selbstbewusst und mitleidlos, lakonisch und poetisch findet die Autorin ihre Sprache, für ein Ereignis, das sprachlos macht.

Barbershop Politics
Hannes Gieseler/Anja Schütze/Kartick Singh, Deutschland 2003, 20 min, Beta SP/PAL, Farbe
Begründung: In einem kleinen Friseursalon in Kaschmir fangen die Regisseure die Raserei des Lebens während der Rasur ein und montieren sie blendend zu einer makabren politischen Komödie, besetzt mit dem Wütenden, dem Wahnsinnigen, dem Vernünftigen und dem Liebestollen.


Preise des Kinder- und Jugendfilmwettbewerbs


Preis der Kinderjury des Internationalen Kinder- und Jugendfilmwettbewerbs
dotiert mit 1.000 Euro, gestiftet vom Kinderkanal ARD/ZDF

Mitglieder der Jury: Fabian Franken, Christopher Herbrich, Charlotte Hilburg, Jule Marie Lauterfeld, Sina Nöding

Seven’s Eleven
Amy Iorio, USA 2003, 13 min, DVCAM/NTSC, Farbe
Begründung: Den ersten Preis geben wir an einen außergewöhnlichen Film mit sehr viel Action. Man kann in dem Film sehr genau sehen, wie man einen Kiosk ausraubt. Wir finden besonders gut, dass der Plan sehr ausgetüftelt war. Einfach genial. Deshalb geht der Preis an den Film „Seven’s Eleven“ von Amy Iorio.


Lobende Erwähnung der Kinderjury

Porgand
Pärtel Tall, Estland 2003, 7,30 min, Beta SP/PAL, Farbe
Begründung: Eine lobende Erwähnung möchten wir auch aussprechen. In diesem Film fanden wir es sehr gut, wie mit der Knete gespielt wurde, so dass die gekneteten Sachen wirklich echt aussehen. Man sieht, dass sich die Filmemacher sehr viel Mühe gemacht haben. Schön war auch, dass der Film vom Teilen handelt. Unsere lobende Erwähnung geht deshalb an den Film „Porgand“.


Preis der Jugendjury des Internationalen Kinder- und Jugendfilmwettbewerbs
dotiert mit 1.000 Euro, gestiftet vom Kinderkanal ARD/ZDF

Mitglieder der Jury: Maria Derißen, Vanessa Furmanski, Jennifer-Denise Scymiczek, Jochen Weiner, Moritz Zbocna

Oranges
Kristian Pithie, Australien 2003, 11,30 min, 35 mm, Farbe
Begründung: Wir haben uns an vier Tagen 23 Filme angesehen. Sieben davon kamen in die engere Auswahl. Es war eine sehr knappe Entscheidung, die uns sehr schwer gefallen ist. Der Gewinnerfilm hat uns durch seine hervorragende und außergewöhnliche Story und durch die wunderbare filmische Umsetzung überzeugt. Der Gewinner ist „Oranges“ von Kristian Pithie aus Australien.


MuVi-Preis für das beste deutsche Musikvideo

Mitglieder der Jury: Karl Bartos (Hamburg), Charles Petit (Paris), Pipilotti Rist (Zürich)

Erster Preis, dotiert mit 2.500 Euro

Let’s Push Things Forward
Martin Sulzer, Andi Triendl, Julia Weiger (Musik: The Streets), 3,30 min, Farbe, 2004
Begründung: Das Video erscheint als ein Brunnen voller Ideen, die in einem überzeugenden grafischen Stil auf einem hohen kreativen Level umgesetzt werden. Rolltreppen, Vorstadtsiedlungen, Panzer, Familienbilder, Fußballer, Schaufensterpuppen, Massenmedienbilder, kollabierende Industrieanlagen, Roboter werden mit einer künstlerischen Leichtigkeit verbunden. Die zwei Autoren und die Autorin lassen in ihren reichhaltigen Geschichten surrealistische und Pop-Art Referenzen erkennen. In Ihrer Arbeit wird deutlich, wie State-of-the-art Technologie benutzt werden kann, ohne zum Selbstzweck zu werden.

Zweiter Preis, dotiert mit 1.500 Euro

mugen kyuukou how to believe in jesus
Graw Böckler (Musik: Tujiko Noriko), 6,30 min, Farbe, 2003
Begründung: Das zweitplazierte Video überzeugt durch seine drei visuellen Ebenen. Die Grundeinstellung ist eine vom Nebel umwehte Jesusstatue. Auf ihr wird humorvoll ein Effektekatalog durchdekliniert. Interessant dabei ist, dass die Effekte in der rechten oberen Ecke bei Ihren Namen genannt werden. Es gelingt selbstironisch durch elektronischen Kitsch spirituelle Zustände darzustellen.

Dritter Preis, dotiert mit 1.000 Euro

Die Zeit heilt alle Wunder
Cornelia Cornelsen/Florian Giefer (Musik: Wir sind Helden), 9,30 min, Farbe, 2004
Begründung: Dieses Arbeit erscheint als ein neuer Ansatz: Musikvideo verschmilzt mit dem Genre des Dokumentarfilms. Durch die persönliche authentische Darstellung der Protagonisten fließt hier eine zusätzliche Ebene ein.


Lobende Erwähnung der MuVi-Jury

Working Girl
Corine Stübi (Musik: Amon Tobin), 5,30 min, Farbe, 2004
Begründung: Diese Arbeit zeugt von einem vielversprechenden Multitalent in Regie, Fotografie, Darstellung. Sie ist ironisch und engagiert.


MuVi Online Publikumspreis
dotiert mit 500 Euro

Gesamtzahl der abgegebenen Stimmen: 4.644

Dinge von denen
Norbert Heitker (Musik: Die Ärzte), 4,30 min, Farbe und s/w, 2003 (1.802 abgegebene Stimmen)

(nach einer Pressemitteilung der Kurzfilmtage Oberhausen, www.kurzfilmtage.de)

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