Kamera-Ballett im white cubeJanne Höltermann gewinnt Muthesius-Preis der NordwestLotto GmbHZwei weiße Bildflächen werden exakt nebeneinander projiziert. Etwas bewegt sich darin, begleitet von schleifend-schlurfenden Geräuschen. Was es ist, bleibt zunächst unklar, aber jede der kurzen Bewegungen hinterlässt auf der Leinwand Spuren wie schwarze Kondensstreifen. Die Bewegungen auf beiden Bildern sind ganz unterschiedlich, aber sie laufen immer synchron. Nach und nach wird deutlich, dass es sich um Bilder zweier Videokameras handelt, die sich gegenseitig filmen, während sie von unsichtbarer Hand in einem konturlosen, weißen Raum bewegt werden, Zug um Zug wie in einem Schachspiel. Screenshot aus Janne Höltermanns Diplomarbeit Kameras Janne Höltermann gab ihrem achtminütigen Video-Loop den schlichten Titel Kameras und macht damit bereits klar, dass es ihr um das Spiel mit den formalen Eigenheiten des Bildmediums geht. Der gewählte Plural deutet auch auf das Grundproblem des Bildermachens hin, den Raum in die Fläche zu zwingen, denn die beiden digitalen Camcorder sind in ihrem technischen Kern immer auch eine camera obscura, eine dunkle Kammer. In Janne Höltermanns Arbeit bewegen sie sich innerhalb einer leuchtend hellen Kammer, einem white cube, dessen Abbildung mit Hilfe von Videoprojektoren wiederum einen verdunkelten Außenraum erfordert. So entsteht auf ganz einfache Weise eine komplizierte Verschachtelung von echten und scheinbaren, von hellen und dunklen Räumen, in deren Zentrum sich zwei Aufnahmeapparate wie im Duell umschleichen und gegenseitig in flächige Gebilde verformen, sich quasi plattmachen. Janne Höltermann, Gewinnerin des Muthesiuspreises der NordWestLotto GmbH 2005 (Foto: Lorenz Müller) Aspekte der visuellen Ver- und Entfremdung, das Spiel mit Verzerrung und Abstraktion von Objekten hat Janne Höltermann auch in anderen Arbeiten behandelt, wobei ihr die Schlichtheit des formalen Rahmens wichtig ist, ähnlich wie in den Arbeiten des kanadischen Videokünstlers Stan Douglas (geb. 1960). Das Verwirrspiel um die Perspektiven ihrer Kameras erinnert aber auch an frühe Werke von Bruce Naumann der z.B. in Video Surveillance Piece: Public Room, Private Room (1969) mit geheimen Räumen und nicht nachvollziehbaren Blickwinkeln von Überwachungskameras spielte. |