GREENSCREEN 2008 – Die Preise

Am 7.9. ging das 2. Internationale Naturfilmfestival GREENSCREEN in Eckernförde mit der Verkündung der Preisträger zu Ende.

Als Bester Film wurde Die Türkei von Jan Haft, mit 2.500 Euro, gestiftet von der Stadt Eckernförde, ausgezeichnet.

Jan Haft mit einem tierischen Türkeibewohner

Begründung der Jury: Ein weitläufiger, eher tierarmer Raum wird zur Bühne für einen Naturfilm. Eine solche Bühne füllen zu wollen, dazu gehört viel Mut und noch mehr Können, wenn es überzeugend sein soll. „Die Türkei“ verbindet beides auf virtuose Art und Weise. Bildeinstellungen und Kameraarbeit folgen höchsten Ansprüchen. Ruhige Schwenks und Fahrten geben dem Film seinen unverwechselbaren Charakter, unterlegt mit einem Kommentar, der auf angenehme Weise sparsam ausfällt. Er lässt der hohen Ästhetik der Bilder Raum und dem Zuschauer Zeit, sie auch zu genießen. Die Musik entfaltet sich zu einer sensiblen Komposition, einfühlsam umschmeichelt sie die Bilder und ein exzellenter Schnitt macht auch vor aktionsgeladenen Passagen nicht Halt, führt uns auch dort zu einigen der vielen Höhepunkte des Werkes. Die Auszeichnung für den besten Film des Festivals gebührt einem Portrait, das uns ein scheinbar bekanntes Land von überraschend anderen, faszinierenden Seiten zeigt, in dem Natur und Kultur subtil verschmelzen: „Die Türkei“ ist ein mit großem Geschick gestaltetes Gesamtkunstwerk.

Für die Beste Kamera wurden Jaw Henriksson und Zoltan Török für Partings Lands - An Icelandic Saga mit 2.000 Euro, gestiftet vom Schleswig Holsteinischen Zeitungsverlag, ausgezeichnet.

Begründung der Jury: „Parting Lands – An Islandic Saga“ zieht uns von der ersten Einstellung an in seinen Bann: Atmosphärisch dichte, technisch brillant gedrehte Aufnahmen fesseln uns und fokussieren unseren Blick auf eine einzigartige Insel, auf Island. Einmalige Luft- und wunderschöne Landschaftsaufnahmen, oft in Lowkeymanier belichtet, berühren und überzeugen durch ihre Tiefe und Lichtmalerei. Jan Henriksson, Johann Sigfusson und der Autor Zoltan Török zeichnen gemeinsam verantwortlich für die Kameraarbeit. Sie verbrachten Wochen und Monate mit den Dreharbeiten und setzten ihre tierischen Protagonisten behutsam in Szene. Die Bilder wurden durchgängig einfühlsam komponiert, die Kamera sensibel bewegt und die Motive mit Würde und Anmut dargestellt. Das Licht, das berühmte nordische Licht, sorgt für das spezielle Timbre in den Bildern. Kein Filter, keine Postproduction kann es ersetzen. Parting Lands ist eine rundum beeindruckende und bezaubernde Produktion, die dem Untertitel „an islandic Saga“ gerecht wird: Uns wird ein visuelles Märchen erzählt, das ganz und gar in der Gegenwart fusst und fast nebenbei die Geschichte vom Drift der Kontinentalplatten erzählt.

Der Umeltfilmpreis, gestiftet vom NABU und BUND, in Höhe von 500 Euro ging an Hier Bio - Dort Tod. Vom Sterben des Orang Utans von Inge Altmeier.

Begründung der Jury: Naturfilmer erfahren die Sensibilität des ökologischen Gleichgewichts auf der Erde wie kaum eine andere Berufsgruppe. Sie sind weltweit unterwegs und werden bei ihrer oft monatelangen Arbeit immer wieder mit dem verheerenden Wirken des Menschen konfrontiert. Bilder einer intakten Natur, wie sie in vielen Naturfilmen zu sehen sind, können heute vielfach nur noch in Reservaten entstehen. Es ist das besondere Anliegen der Jury, einen weiteren Preis auszuloben. Mit dem Preis soll ein Film mit einem Umweltthema ausgezeichnet werden, das diese andere, oft ernüchternde Realität den ‚schönen Bildern’ entgegensetzt. Die Auszeichnung soll einen Film würdigen, der zweierlei leistet: er soll auf eindrucksvolle Weise zeigen, wie zerstörerisch wir wider besseres Wissen mit der Natur umgehen und er soll Wege aus Konflikten erörtern, zum Wohle der Natur. „Hier Bio – dort Tod“ leistet, was nur wenige Filme vermögen: es verändert unseren Blick auf den Alltag in der kurzen Zeit von knapp 45 Minuten. Mit den Mitteln der investigativen Reportage gewinnen wir Erkenntnisse, die unser Handeln nachhaltig verändern werden und die vor allem eins bewirken: sie regen uns zum Umdenken an ohne dass wir den didaktischen Zeigefinger gezeigt bekommen.

Den „Küstennebel“ Filmpreis in Höhe von 2.000 Euro, für den besten Meeresfilm, gestiftet von der Firma Behn erhielt Das Geheimnis der Buckelwale von Daniel Opitz.

Begründung der Jury: „Wildlife Film meets Philosophy“ - Der Tierfilm begegnet der Philosophie. Daniel Opitz Film „Das Geheimnis der Buckelwale“ ist kein klassischer Naturoder Tierfilm. Wir, die Zuschauer, begleiten drei Protagonisten bei ihrer Arbeit, welche einmaliger und schöner kaum sein kann: sie erforschen das Verhalten der Buckelwale. Mit Anleihen aus dem Genre des Interviewfilms flicht der Regisseur drei Stränge zu einem großen Ganzen zusammen. Im Zentrum stehen Atem beraubende Bilder voll Anmut, ergänzt durch die komplexen Melodielinien der Gesänge der Wale. Sie betören uns und verweisen uns an die Metaphysik: unser Vorstellungsvermögen mag zu begrenzt sein um die Geheimnisse mit unseren wissenschaftlichen Mitteln, unserer Phantasie und unseren rationalen Vorstellungen erklären zu können. Daniel Opitz ist ein großartiger Film mit starken emotionalen Momenten gelungen. Großes, anrührendes Kino im TV-Format.

Als Bester Kurzfilm wurde Silent Scream von Artur Gharibyan, Artur Hayrumyan und Andranik Hovhannisyan mit 500 Euro, gestiftet von Martin Krohn (Publikumspreis) ausgezeichnet.

Den Heinz Sielmann Filmpreis, in Höhe von 5.000 Euro, gestiftet von der Heinz Sielmann Stiftung, erhielt Prinz der Alpen von Klaus Feichtenberger und Otmar Penker.

Lobend erwähnt wurde außerdem von der Jury Friends from Madagaskar von Willie Steenkamp.

Begründung der Jury: Das südafrikanische Umweltmagazin „Groen“ - „Grün“ zielt auf junges Publikum und führt in die Tierwelt Madagaskars ein. Dem Moderator Marius Burger gelingt, was sonst Mangelware im Genre Naturfilm ist: die Produktion überzeugt durch Humor auf der ganzen Linie. Hoffen wir in Zukunft auf Neues aus der Feder der Fa. Homebrewfilms!

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